Als Angestellte im Gesundheitswesen nehmen wir heute auch am Frauenstreik teil. Es gibt viele Gründe, um wütend zu sein – gerade als Frau. Der ständige Spardruck durch den irrsinnigen Wettbewerb unter den Spitälern hat zahlreiche negative Auswirkungen auf unsere Arbeitsbedingungen, und wie überall sind wir Frauen oft doppelt betroffen. Frauen müssen länger auf eine Beförderung oder Lohnerhöhung warten und werden in der Regel eher zögerlich mit Weiterbildungen gefördert. Natürlich wird dies in der Regel auf eben jene Teilzeitarbeit geschoben, oder auf die Mutterschaft – Ausreden gibt es viele, doch faul sind sie alle.
Finger weg vor dem Gesundheitswesen!
Seit das Kapital das Gesundheitswesen als Markt des 21. Jahrhundert entdeckt hat, folgen Sparmassnahmen mit dem Ziel der Profitmaximierung. Diese Entwicklung ist kein Zufall und es gibt zahlreiche Akteure und Profiteure, beispielsweise die beiden grossen Unternehmensberater PwC und KPMG. Die beiden Firmenraten Politik wie Spitäler und veröffentlichen unzählige Studien zur Lage des Gesundheitswesens. Die dabei gemachten Forderungen sind seit Jahren dieselben: Spitäler seien zu wenig profitabel und müssen endlich fit für Investitionen gemacht werden. «Kostenoptimierung» heisst das Schlagwort, das PwC oder KPMG dem Gesundheitswesen deshalb empfehlen. Will heissen: Mehr Profit aus grösserer Ausbeutung und weniger Leistung.
Gesundheit ist keine Ware!
Die Beratungsfirmen wollen im Auftrag des Kapitals aus unserer Gesundheit – wie im Kapitalismus üblich – eine Ware machen. Und dies mit verheerenden Konsequenzen. Wer nicht mithalten kann, dem droht das aus: «Welche Spitäler in Zukunft überleben werden – das wird der Markt selber entscheiden», heisst es beispielsweise in der neusten Spitalstudie von PwC über die Zukunft des Gesundheitswesens in der Schweiz. Für die PatientInnen bedeutet dies: weniger stationäre Behandlungen, frühe Entlassung, die Kosten stehen im Mittelpunkt anstatt die Gesundheit. Für die Angestellten: höherer Stress, flexibilisierte Arbeitszeiten, weniger Stellenprozente und tiefere Löhne – all dies in typischen Frauenberufen.
Rationalisieren und privatisieren im Auftrag der Politik – nicht mit uns!
Die Angriffe des Kapitals und seiner Beraterunternehmen auf das Gesundheitswesen sind bereits allgegenwärtig, zum Beispiel in Form von André Zemp, heute Spitaldirektor vom Stadtspital Triemli und gehasst für seine Sparmassnahmen. Vorher war Zemp Angestellter bei KPMG und hat dort unter anderem eine Studie zum Gesundheitswesen verfasst, worin er Klartext redet: Die Spitäler machen zu wenig Gewinn, da helfe nur eins: kostengünstiger Personaleinsatz und besser Auslastung der Infrastruktur. Auf deutsch heisst das: Personal sparen und Arbeitsintensität steigern!
Auch die PwC veröffentlicht zahlreiche Studien mit sogenannten Optimierungsvorschlägen. 2016 publizierte PWC eine Studie mit dem Titel «Wie sich eine Milliarde Franken jährlich einsparen lassen». Umgesetzte wurden die Massnahmen sofort durch FDP-Regierungsrat Thomas Heiniger. Pikantes Detail: Die Studie wurde finanziert von Genolier, dem zweitgrössten privaten Spitalunternehmen der Schweiz. Somit ist auch völlig klar: Diese Studien folgen einzig der Perspektive des Kapitals. Das heisst, möglichst rücksichtslos Profit zu erwirtschaften.
Die Zukunft in die eigenen Hände nehmen! Fallkostenpauschalen müssen weg!
So kann es nicht weitergehen. Nicht der Markt soll unser Leben regeln. Wir wollen selbstbestimmt über unsere Zukunft entscheiden! Unser Gesundheitswesen braucht nicht mehr Wettbewerb durch Fallpauschalen, sondern mehr Personal und mehr Zeit, um eine gute Betreuung zu leisten. Private Unternehmen und Beratung aus der Wirtschaft haben zum Thema Gesundheit nichts zu sagen. Wehren wir uns und kämpfen wir gemeinsam für eine gute öffentliche Gesundheitsversorgung